Nachruf auf einen Freund und Vereinskameraden

Thomas Budewig

† 29.5.2009

Wir haben mit Thomas Budewig wenige Wochen nach seinem 49. Geburtstag einen wirklich guten Freund verloren. Einen Freund. welcher einen Satz nicht kannte: „Ich habe keine Zeit“

Kommunikation mittels Computer ist der Auslöser meines Kennenlernens mit Thomas gewesen. Um 1990 fand in Jugoslawien der Bürgerkrieg statt und in 2 oder 3 großen Zeitungsartikeln wurde über den Verein FoeBud berichtet, welcher als Mailboxbetreiber weltweit als Einziger per Computer Verbindungen zum abgeschotteteten Jugoslawien hielt.

Commodore oder C64 und Modem hießen die Zauberkisten, welche es ermöglichten, daß Menschen miteinander ohne zu sprechen über die Telefonleitung kommunizieren konnten.

Das war etwas faszinierendes und unbekanntes Neues für mich, denn Telefonieren ist für mich nicht einfach gewesen. Ein Freund aus dem fernen Hannover kannte den Verein und bewog mich zu einem viel späteren Zeitpunkt endlich, zu den „freundlichen Genies“, wie sie sich nannten, den Kontakt aufzunehmen.

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So lernte ich Thomas kennen, weil ich mir zuvor eine teure Computeranlage zugelegt hatte und kläglich am Umgang mit der Software zu scheitern drohte. Wegen der Probleme mit dem Hören und Verstehen gab es für mich keine Möglichkeiten zu vernünftigen Schulungen. So bin ich auf die Idee eines Junior-EDV-Trainers gekommen.

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Nun stand Thomas eines Tages bei mir in meinem kleinen Büro und sagte schlicht „Ich bin der Tom“.

Thomas hatte zuvor noch nie mit Schwerhörigen zu tun gehabt und auch für ihn war es Neuland, mit einem aktiven Schwerhörigen umzugehen. Mit der Zeit entstand langsam aber stetig ein enges Vertrauensverhältnis zu mir und Elisabeth und dann folgend zu vielen anderen Hörgeschädigten im DSB Ortsverein Bielefeld. Thomas erkannte den enormen Segen, welchen die Computertechnik für Hörgeschädigte hat. Das Internet erwachte gerade aus den Kinderschuhen und löste die Mailboxen ab.

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Einhergehend mit seiner aufgenommenen Dozententätigkeit in einem Seminarhaus und vielen anderen EDV-Aktivitäten entstand dann auch 1999 die Idee zu EDV-Wochenendseminaren für Schwerhörige im DSB, welche Thomas dann gemeinsam mit mir als Schriftdolmetscher im Lindenhof meisterte.

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Viele von uns lernten von ihm eine Menge an Fertigkeiten, Umgang mit Widrigkeiten und Feinheiten am Computer und Co. umzugehen.

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Thomas hat sich sein enormes Wissen autodidaktisch angeeignet und bei seinen vielen Aktivitäten immer weiter vervollkommnet. Wir lernten von ihm die geschriebenen und ungeschriebenen Gesetze des Internet kennen.

Kein Abend verging bei seinen wöchentlichen Computertreffen, ohne daß er warnend von Viren, Datenmißbrauch, RFID usw. sprach. Auf alle Fragen wusste Thomas eine Antwort, kein Problem war für ihn zu schwierig.

Immer ist er mit Begeisterung, Elan und Experimentierfreudigkeit an allem Neuem im EDV-Bereich infiziert gewesen. Kein Problem von uns war ihm unwichtig und er hatte immer einen Rat zur Hand.

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Thomas kam auch zu Vielen von uns nach Hause und half, wo er konnte, wenn ein Computer sich unwillig zeigte. Er hatte schier endlose Geduld mit solch einer Maschine, um sie wieder zum Laufen zu bekommen.

Auch experimentierte Thomas gerne am Computer mit Teilnehmern von Haus zu Haus. Ob es sich um das Einrichten von Chatmöglichkeiten, Onlinehilfen, Webcam und vielem anderen handelte. Es gab keinen Grund für ihn, vor irgendeinem elektronischen Problem zurückzuschrecken.

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Nein, nicht nur der Computer selbst war ihm wichtig. Ein großes Anliegen ist ihm gewesen, uns auch im Einzelunterricht zu Hause zu zeigen, wie Programme funktionieren und wie wir am einfachsten vorgehen konnten. Immer wieder konnte Thomas uns mit großer Geduld Verfahren wiederholen lassen und er wurde nicht ungeduldig.

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Er freute er sich diebisch, wenn er mit unserer Familie neben seiner Computerhilfe mit an den Tisch zum Essen oder zu anderen Anlässen wie Geburtstagen, Grillen oder Feiern eingeladen wurde. Auch hat Thomas unsere Kinder mit aufwachsen sehen und ihnen gegenüber kein Blatt vor den Mund genommen, wenn es mal sein mußte. Es hat viele konstruktive und kontroverse Diskussionen um Gott und die Welt gegeben. Diese bereichernden Gespräche werden Elisabeth und ich sehr vermissen.

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Nicht nur das, Thomas nahm großen Anteil an der Veränderung meines Weges, welcher weg von den riesigen Hörgeräten und hin zu den beiden Cochlea-Implantaten mit ihren verblüffenden neuen Möglichkeiten zu Selbständigkeit und Autonomie bedeuteten. Bei Krankheiten und Operationen in unserer Familie stand er uns mit Rat und Tat zur Seite.

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Nein-, es ging ihm niemals um Geld. Obwohl Thomas für sein persönliches und privates Engagement Forderungen hätte stellen können, hat er nie finanzielle Erwägungen anheim gestellt. Ihm ging es um die Menschen am Computer und ihnen wollte er helfen. Das ist ihm hervorragend gelungen.

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Auch die Bielefelder Hörgeschädigten- Vereine profitierten von seinen vielen Anregungen. Nicht nur, daß der DSB-Ortsverein Bielefeld eine einmalige hochmoderne Laptop-Beamer-Kombination erhielt oder das Hörgeschädigtenzentrum auf seine Anregung hin Internetanschluß bekam, sondern auch die FM- Anlage wurde von ihm jetzt im Frühjahr mit einem Headset aufgerüstet. Als weiterer Höhepunkt seines Schaffens ist die Einrichtung unserer vielgelobten Homepage zu nennen, welche er nicht nur gestaltete, sondern in mühsamer Arbeit einrichtete.

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Eine Krebserkrankung im Februar letzten Jahres bewirkte, daß seine Schaffenskraft nachließ.

Nach der Rehabilitation im Sommer kam es wieder zu einem neuen Anfang. Und im Winter dieses Jahres konnte Thomas für den Bundesverband des Deutschen Schwerhörigenbundes eine feste Arbeitsstelle im Projekt „ini.KAB“ – Initiative Kommunikationsassistenz für den Beruf, antreten. In den leider nur wenigen Wochen seines enormen Einsatzes für dieses Projekt setzte er seine ganze Kraft ein, welches ihm große Anerkennung eintrug. Darüber hinaus übernahm Thomas im März 2008 im Ortsverein Bielefeld das Amt des Schriftführers und später 2009 im Landesverband Nordrhein-Westfalen das Amt des stellvertretenden Schriftführers.

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Schwerhörige Menschen in Bielefeld, Nordrhein-Westfalen und auch auf Bundesebene haben mit Thomas Budewig einen sehr lieben Freund verloren, den wir niemals vergessen werden.

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Hermann W. Aufderheide

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Deutscher Schwerhörigenbund

Ortsverein Bielefeld e.V.

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Dieser Artikel wurde von Hermann W. Aufderheide eingestellt.

"Hörrohr"

"Hörrohr" Deutscher Schwerhörigenbund Ortsverein Bielefeld e.V.

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